► SEITE IM AUFBAU !

 


 

Fotografieren ist wie schreiben mit Licht, wie musizieren mit Farbtönen,
wie malen mit Zeit und sehen mit Liebe.


Almut Adler

 


ton-träger  (c) berenike 2011

                                                                                                                                                                                              




so erkannte ich immer deutlicher, dass man den menschen nicht
zuhören darf, sondern sie verstehen muss.

antoine de saint-exupéry




(t)raum   (c) berenike 2011

                                                                                                                                                                                              


es geschieht allzu leicht, dass man sprache, seine eigene
sprache, für selbstverständlich hält. vielleicht muss man erst einer anderen sprache begegnen oder, besser noch, einer anderen art von sprache, um das wunder zu sehen und wieder staunen zu können.

oliver sacks                

 

 

 

 


 


tr(kopf)en  (c) berenike 2010

                                                                                                                                                                                              

 

kunst ist eine sache allertiefster menschlichkeit  
eine probe auf den feingehalt von geist und seele

ernst barlach                

 

 

 

 


 

denkender

denkende  (c) berenike 2010

   

jeder mensch hat vor aller seiner leistung einen wert und eine würde.          

wer leistet, ist etwas wert. wer nichts leistet, wird maximal geduldet,
hat aber keinerlei rechte. unser leistungsbegriff gehört dringend erweitert. wahre leistung? selbsterziehung! weiterentwicklung! lernen aus schwierigkeiten! wo aus übermut sanftmut, und aus wankelmut wandelmut wird, wo aus eigensinn gemeinsinn, aus leid mitleid, aus hartherzigkeit barmherzigkeit, aus vergeltung vergebung, aus sorge fürsorge, aus vorherrschaft partnerschaft und aus dem geschöpf
das mitgeschöpf wird, da erst wird aus dem mensch ein mitmensch.

friedrich schorlemmer

 

                                                                                                                                                                                                                                      


                                    

überHören

unsere welt ist die welt, die wir durch unsere sinne erfahren. mit hilfe des
auges sehen wir, was uns umgibt, erkennen dinge, menschen, räume,
durch die wir uns bewegen. wir sehen grenzen und angrenzendes,
formen und die vielfalt der farben. mittels des auges wird unsere welt bunt.
abends schließen wir unsere augen. wir schlafen ein und begegnen dem
erlebten in unseren träumen. manchmal verschließen wir die augen
bewusst oder unbewusst vor dingen, die uns fremd sind oder vor denen
wir angst haben.

anders als ihre augen können menschen, die in die hörende welt
hineingeboren wurden, ihre ohren nicht verschließen. da hörende ihre
ohren nicht zuklappen können, hören hörende immer. selbst im leichten
schlaf trägt der nachtwind leise geräusche ans ohr und in die traumwelt,
sei es ein tickender wecker, ein tropfender wasserhahn oder das leise
atmen des zufrieden schlafenden partners.

sind die augen geschlossen oder ist etwas außerhalb der reichweite
unserer augen, haben hörende noch die ohren, die orientieren, alarmieren,
kontaktieren - und auch kommunizieren, sie nehmen geräusche auf
und schaffen vertrautheit im hier und jetzt.

all die uns umgebenden geräusche von vogelgezwitscher bis zum
martinshorn, von plätschernden bächen bis zum rauschen des windes
im tannenwald, von musik bis zum lachen auf einer party bereichern unser
leben, regen an und lassen uns an unserer umwelt unmittelbar teilnehmen.

aber hören hat auch noch eine funktion, eine soziale und emotionale.
gemeint ist der gesamte zwischenmenschliche bereich, in dem das gehör
als vermittler von stimmungen funktioniert, also z.b. "das mitschwingende"
von tonfall, tonlage, ausgedrückten emotionen

jemand, der nicht hören kann, überhört all dies. und dennoch hört er, denn
zum zuhören und verstehen, braucht man weder worte noch heile ohren.

berenike 2011

 

 

gavagai

ein eingeborener und ein feldlinguist, der die aufgabe hat, die bisher
unbekannte sprache des stammes zu erforschen, sitzen nebeneinander
auf einer lichtung. sie schweigen. stundenlang. nichts passiert. 

auf einmal raschelt es im gebüsch und es hoppelt freundlich lächelnd ein
weißes kaninchen über die lichtung. es hält kurz inne, winkt dem
eingeborenen zu, schaut verwundert auf den feldlinguisten und hoppelt
weiter.

"gavagai", sagt der eingeborene, reckt sich und steht auf.

"gavagai", notiert sich der feldlinguist in sein notizbuch und überlegt...

... was um alles in der welt meint der eingeborene?

meint er: "gavagai - da ist ein kaninchen"?
meint er: "gavagai - da ist ein lächelndes kaninchen"?
meint er: "gavagai - schon wieder so ein lächelndes kaninchen"?
meint er: "gavagai - das weiße kaninchen ist schon wieder zu spät"?

voller enttäuschung wirft er sein leeres notizbuch gegen einen baum.
auch nach den vielen wochen, die er schon am stammesleben teil hat,
fühlt er sich immer noch wie ein fremder, außenstehender, da er die sprache
der eingeborenen einfach nicht versteht. im aufstehen begriffen, schaut er
den eingeborenen an, der das geschehen mit teilnahmsvoller miene
beobachtet. ihre augen treffen sich - und verstehen sich auch ohne
gesprochene worte.

freundlich winkt der eingeborene dem feldlinguisten zu, weist mit der
rechten hand in richtung quartier und mit der linken gen himmel. der
feldlinguist bemerkt die hereinbrechende dunkelheit und versteht: es ist
schon spät. einträchtig gehen beide nebeneinander nach hause.

kaum sind sie verschwunden, taucht das kaninchen wieder auf.
schmunzelnd nimmt es das notizbuch, streichelt es andächtig und legt
es vorsichtig in die höhlung eines baumes. dort liegt es sicher - mit seinen
leeren, in der dunkelheit glänzend weißen seiten

frei erzählt nach w.v.o.quine: word and object, cambridge 1960, 28

                                                                                                                                                                                                                                       

► berenike@blickart.info